Der Start
Es läuft alles wie geschmiert und wie geplant trifft unsere Karawane – 7 Fahrzeuge und 13 Personen – im Hafen von Genua ein. Ein weiteres Fahrzeug und 2 Personen werden in Barcelona zusteigen. Aber vorerst stehen wir noch am Hafen, und stehen, und stehen, und stehen… Wer kennt es nicht!
Pünktlich kommen wir in Marokko (Tanger Med) an. Das Wetter ist leicht bewölkt, aber warm. Schon bald müssen wir leider feststellen, dass an dem einen Buschtaxi mit der Lenkung etwas nicht stimmt. Das müssen wir am nächsten Tag beheben.
An erhöhter Lage mit herrlicher Aussicht auf das Mittelmeer richten wir unser Nachtlager ein.
Mittelmeerküste und Rifgebirge
Der nächste Morgen empfängt uns mit etwas Frühnebel, der aber schnell der warmen Sonne Platz macht.
Zuerst muss nun das Buschtaxi in die Werkstatt. Zwei Fahrzeuge machen sich deshalb auf den Weg zurück, während der Rest der Gruppe langsam in Richtung Osten weiterfährt. Wir bleiben aber per Natel miteinander in Kontakt. Wir geniessen die gemütliche Fahrt dem Meer entlang, mal direkt am Strand, dann wieder hoch oben im Gebirge mit wunderschöner Ausicht. Da und dort gibt’s einen Kaffeehalt (oder einen Shei-Halt) oder wir schlendern durch einen Gemüsemarkt und kaufen frisches Obst und Gemüse ein.
Die Küstenstrasse wird neu angelegt und so können wir grosse Strecken auf neuen Pisten zurücklegen. Es macht Spass über die breiten Pisten zu donnern, und manch einer fühlt sich als kleiner Schumi. Die Mittagspause verbringen wir nach einem angenehmen Bad im Mittelmeer am kühlenden Schatten unter fein duftenden Föhren. Der über ein schmales Pisten erreichbare Kiesel-Strand ist gross und einfach herrlich. Wir sind alleine da. Das Wasser ist ein Traum.
Natürlich gibt’s auch einen Halt im herzigen Fischerdörfchen El Jebha mit quirligem Markt. Ab und zu werden wir gefragt, ob wir Haschisch kaufen möchten. Man ist jedoch nicht aufdringlich und belästigt uns auch nicht. Man fühlt sich willkommen.
Bald darauf verlassen wir die Teerstrasse. Ein kleines Natursträsschen windet sich den Berg hinauf durch lichte Föhrenwäldchen. Weit schwenkt der Blick. Das Wetter ist prächtig. Den Abend verbringen wir am grossen Muschelstrand, mit Grillade am Lagerfeuer. Oh, wie das duftet! Und vom Meer her weht ein laues Lüftchen. Spät in der Nacht stossen dann die zwei restlichen Toyotas zu uns. Der Schaden konnte zwar nicht ganz behoben werden, aber die Lenkung ist nun deutlich besser.
In den Bergen im Norden
In den Bergen im Norden von Marokko hat es teilweise grosse Föhrenwälder. Die Landschaft erinnert etwas an die Oesterreicher- oder die Schweizeralpen, einzig, dass es da viel weniger Verkehr hat, man auf Naturstrassen fährt und stets schönes Wetter herrscht. Wir geniessen die warmen Sonnenstrahlen, die prächtige Landschaft und den herrlichen Duft den die Nadelbäume verbreiten.
Auch weiter im Süden gibt es Landschaften, die man sich so in Marokko nicht vorgestellt hat. Immer wieder wird man von neuem überrascht. Wie man auf den Bildern nebenan sieht, stimmte auch hier das Wetter nach wie vor. Und noch etwas hat uns überrascht: Wir wurden stets freundlich gegrüsst und es gab viele nette Zusammentreffen. Gebettelt wurde praktisch nie.
So oft wir können, entfliehen wir den Teerstrassen, mit dem Ergebnis, dass wir dann zusammen mit einer Ziegenherde das Mittagessen teilen müssen. Die frechsten derüberaus gwunderigen Tiere wollen gar von unserem Tisch stibizen.
Bald führt die Piste in einigen scharfen Kehren steil bergab und bringt uns wieder ins Tal hinunter auf die Teerstrasse.
Zu den Dünen des Erg Chebbi
Man kann natürlich auf der Teerstrasse bis nach Rissani, Erfoud oder Merzouga gelangen – aber man muss nicht. Für uns und unsere Offroader wählen wir selbstverständlich die Variante Piste – Wadi – Sand – Dünen. Wüstenlandschaft pur mit all ihren Facetten.
Es ist ein langer Weg (und das ist gut so) zum Erg Chebbi, aber ein schöner und er ist voller Ueberraschungen. Unsere 4x4 Karawane setzt sich in Bewegung. Die Freude und Begeisterung steht allen ins Gesicht geschrieben. (Auch die Fahrzeuge scheinen sich über den artgerechten Einsatz zu freuen.)
Doch, dann braut sich etwas am Himmel zusammen. Starken Wind kommt auf und der Himmel wird schwarz. Blitze zucken über das Land. Ein heftiges Gewitter zieht erbarmungslos über uns hinweg. Auf der schnellen Piste können wir dem Regen jedoch davonfahren und schon scheint wieder die Sonne. Die Stimmung mit dem schwarzen Himmel und der gleissenden Sonne ist grandios.
Heute Abend kocht J. am Lagerfeuer (ist ja selbstverständlich) und nach dem Essen hocken wir im roten Schein des knisternden Feuers noch lange beisammen – bis uns die Augen zufallen
Nun fahren wir mehrheitlich in einem breiten und sandigen Wadi. Es macht Spass, sich seinen eigenen Weg zu suchen und die weidenden Kamele lassen sich nicht gross stören durch unsere Fahrzeuge. Ab und zu ein Brunnen und plötzlich stehen da zwei Kinder, welche uns stoppen. Sie wollen Souveniers und selbstgebastelte Sachen verkaufen. Wir nehmen ihnen einige Kleinigkeiten ab. Besser man kauft etwas und feilscht mit den Kindern, als dass man ihnen einfach einige Bonbons hinschmeisst… Das Geld haben sie übrigens hinter einem Gebüsch versteckt.
Da sind noch einige Dünen zu bewältigen
Plötzlich stehen wir vor einem kleinen Dünengebiet. Also nichts wie rein. Ein schwieriges Unterfangen mit voll aufgepumpten Reifen. Aber nach einer halben Stunde sind alle durch. Es hat Spass gemacht, obwohl es für den einen oder andern schweisstreibend war. Wir freuen uns nun noch mehr auf die „richtigen“ Dünen im Süden.
Nach einem kleinen Pässchen auf übler Schotterpiste geraten wir in eine steinige Ebene hinaus. Fast wie eine Reg-Ebene. Hier ist die Piste besser und wir brausen zügig davon, lange Staubfahnen hinter uns herziehend…
In einem grossen Wadi machen wir Mittagsrast. Hier hat es wunderschöne Palmen, die in kleinen Grüppchen im breiten Flussbett verteilt sind. Für jeden von uns hat es eine separate Palmengruppe. in deren Schatten sich wunderbar Siesta machen lässt. Bald einmal taucht eine Frau mit ihrem Kind auf. Sie setzt sind mitten ins Oued und packt diversen Kleinkram aus. Dann wartet sie geduldig, bis sich einige von uns zu ihr hinbegeben. Erst dann preist sie ihre Sachen an. Man kann ja nicht so sein und bald wechseln einige Dirham den Besitzer. Dankend zieht die Frau mit ihrem Kind davon.
Auch wir machen uns wieder auf die Socken und schon bald können wir in weiter Ferne die ersten roten Dünen erblicken. Es sind die riesigen Sandhaufen des Erg Chebbi. Endlich.
Erfoud
Die Millionen Jahre alten Versteinerungen von Meerestieren, welche es u.a. auch ausserhalb von Erfoud zu finden gibt, gehören sicher zu den ältesten.
Auf den flachen Felsen findet man sie zu Hauf. Aber auch handliche Steine liegen herum, wo sich die Versteinerungen bestaunen lassen. Manch einer wird vom Fieber gepackt und kann kaum mehr aufhören, nach diesen Schätzen zu suchen.
Kinder und Händler versuchen derweil schöne geschliffene Exemplare an den Mann zu bringen. Sehr oft kriegt man ganz schöne Schalen, Teller, Anhänger etc. für umgerechnet einige wenige Franken oder Euro. Es braucht halt etwas Geduld mit dem Feilschen.
In den Dünen des Erg Chebbi (Erg=Dünengebiet)
Der Anblick der hellroten Dünen, welche sich hinter der schwarzen Regebene erheben ist überwältigend. Wir können es kaum erwarten, endlich den Sand unter den Rädern und Füssen zu spüren. Wir geben Schub und fahren schneller, werden ungeduldig. Dann endlich, der erste Sand. Er ist gelb und sehr weich, also noch nicht die richtige Qualität. Wir lassen schleunigst etwas Luft aus den Reifen. Dann, endlich.
Rasch bringen wir die kleinen gelben Sandhaufen hinter uns und fahren hinein in den schönen, reinen roten Sand. Wir sind nun etwas erhöht und wir haben eine herrliche Aussicht weitherum. Fantastisch. Die lange Anfahrt bis Genua, die Strapazen mit der Fähre, die anfängliche Panne, das Gewitter, die staubigen Pisten – alles ist vergessen. Wir schauen vorwärts und geniessen das, was direkt vor uns liegt und was noch kommt.
Wir fahren südwärts durch die imposante Dünenlandschaft. Einfach traumhaft. Aber aufgepasst, es hat tiefe Löcher und Stellen mit Weichsand. Die wunderschöne Stimmung lässt uns heute besonders früh anhalten. Wir wollen den Abend geniessen und wählen ein extra schönes Plätzchen für die Nacht. Rasch sind die Stühle ausgepackt, das kühle Bierchen geknackt und angesetzt. Ohhhhh! Wunderbar! Herrlich! So ist die Welt in Ordnung. Das sind Ferien!
Nach einem Abstecher kommen nochmals zurück in den Erg Chebbi. Und diesmal fahren wir ganz hinunter in den Süden. Mal etwas weiter in die Dünen hinein, dann wieder eher dem Rand entlang. Wir fahren dort wo es Spass macht und man nicht dauernd schaufeln muss. Da nicht alle gleich viel Spass haben am Sand, teilen wir uns in zwei Gruppen auf. So kommt jeder auf seine Rechnung.
Im Erg Chebbi feiert G. Geburtstag und lädt uns alle zum Apéro ein. Sie hat sich dazu ein wunderschönes Plätzchen ausgesucht. So macht das Feiern noch mehr Spass.
Markt in Rissani
Ein Abstecher in die Markthallen von Rissani ist ein Abstecher wert. Bereits rund um den Markt herum ist allerhand los. Auf den Strassen wird gedrängelt und gehupt, alles ist verstopft. Die Fussgänger gehen mitten auf der Strasse, dazwischen die Velofahrer, die Eselskarren – und alle wollen noch schnell vor dem Auto durch.
Heute ist Dattelmarkt, weshalb auch besonders viel los ist.
In den Hallen selber geht es ruhiger zu und her. Die Auswahl an frischem Obst und Gemüse ist gross und vielfältig. Für wenig Geld kriegt man die besten Sachen. Wir kaufen verschiedene Gemüse um am Abend einen feinen Gemüseeintopf auf dem Feuer zu machen. Mmh. Da läuft einem das Wasser im Munde zusammen.
Wir tanken unsere Fahrzeuge auf und haben noch etwas Zeit, uns im Café nebenan bei einem gemütlichen Schwatz zu stärken.
Bergfestung Lamdouar
Von weitem sieht der Hügel eigentlich ganz unbedeutend aus. Als wir uns aber auf der Piste, welche durch die weite Ebene führt nähern, können wir den Eingang gut erkennen. Dann fahren wir durch die schmale Öffnung in den Berg hinein. Man kann noch einige Behausungen erkennen und ein Wasserreservoir. Oben angekommen, hat man eine grandiose Aussicht auf die Umgebung rundherum.
Flamingo-See
Ein kurzer Abstecher zum Flamingosee gehört auch zum Programm. Flamingos hat es jedoch nur gerade eine Hand voll (vermutlich die lahmen und blinden Exemplare).
Ait Ouazik – ein beschwerlicher, aber spannender Weg
Auch nach Ait Ouazik könnte man grosse Strecken auf Teer zurücklegen. Das wollen wir aber nicht, wir wollen die Natur erleben und nicht nur hindurchfräsen, denn auch hier hat die Landschaft Verschiedenes zu bieten und wir erleben viel Schönes und Spannendes.
Endlich im Dorf Ait Ouazik angekommen, erscheint es uns zuerst, als wäre niemand da. Wir stoppen und fotografieren die schönen Lehmhäuser. Nach und nach kommen dann die Einwohner aus ihren Verstecken und nähern sich uns. Es sind vorwiegend Frauen. Sie sind gwundrig und bald weicht auch ihre anfängliche Scheu. Eine Frau will uns Tücher und Schmuckstücke verkaufen, andere lachen und schwatzen (über uns?). Partout wollen sie nicht fotografiert werden, wobei uns trotzdem eine Schnappschüsse aus dem versteckten heraus gelingen.
Ausserhalb des Dorfes liegen auf einem Hügel diverse Steine mit Gravuren aus der Steinzeit. Ein junger Mann zeigt uns mit Freude und Stolz die schönen Stücke. In einem kleinen Häuschen hat es Erklärungen zu den Funden und weiter unten wurde gar ein Museum errichtet, welches leider noch nicht zugänglich ist.
Die Weiterfahrt wird dann noch einmal sehr spannend, als die Piste durch eine enge Durchfahrt durch den Gebirgszug hindurch führt.
Dadesschlucht
Ja, auch für uns ist die Fahrt durch das Dades-Tal eine Freude. Nicht wegen des Fahrens, sondern wegen der Landschaft, der Häuser und Gärten. Wo es Platz hat, wird in Wassernähe Landwirtschaft betrieben. Vielerorts sind die Frauen mit dem Einbringen der Ernte beschäftigt, während die Männer mit ihren Gäulen die Äcker pflügen. Entlang der Strasse, welche in unzähligen Kurven stetig höher steigt, reiht sich Hotel an Hotel. Vielerorts stehen schöne alte und neuere Kasbahs. Erde und Felsen links und rechts des Tales strahlen in braunen, roten oder gar violetten Farben um die Wette und in Flussnähe glitzern die Pappeln und Birken mit silbernem Touch in Grün und Gelb.
Heute übernachten wir in einem Hotel, das heisst, wir nehmen dort das Nachtessen ein, schlafen aber in unseren Fahrzeugen. Das Hotel liegt direkt am Wasser, wo sich auch die gemütliche Hotelterrasse befindet. Ein ganz idyllischer Ort mit plätscherndem Wasser, genügend schattigen Plätzchen und viel Ruhe. Eine Oase des Friedens.
Das Nachtessen ist einfach, aber gut. Besonders gefallen haben uns die geschnitzten Holzlöffel, womit wir die Suppe schlürfen konnten.
Am andern Morgen gibt’s eine Wanderung durch eine teilweise sehr enge Nebenschlucht. Dort fliesst zur Zeit kein Wasser. Uns faszinieren die steilen Felswände zu beiden Seiten, welche teilweise nur gerade mal einen Meter voneinander entfernt stehen. Ab und zu muss etwas geklettert werden, um eine Stufe höher zu gelangen. Die Farben sind eindrücklich und verzaubern alles in eine ganz spezielle Atmosphäre. Während die Felsen links von der hellen Morgensonne angestrahlt werden, liegt die Felswand auf der rechten Seite im Schatten. Sie wird jedoch vom reflektierenden Licht der hell angestrahlten gegenüberliegenden Wand zart schimmernd beleuchtet. Die Schritte über die grossen Bollensteine hallen von den Felswänden zurück und verlieren sich im verwinkelten System. Einmalig schön und spannend.
Was erwartet uns an der nächsten Biegung, fragen wir uns. Wenn du es wissen willst, so musst du selber dabei sein…
Unsere Rundtour schliessen wir mit einem Spaziergang durch die schönen oasenartigen Gärten ab. Wir erholen uns von der eindrücklichen Wanderung im kühlen Schatten auf der ruhigen Terrasse und essen etwas Kleines, bevor es weiter geht.
Die Fahrt führt weiter Tal aufwärts bis hinauf auf knapp 3000 m über Meer. Eine spannende Fahrt durch traumhaft schöne Berge auf guter Piste. In der Umgebung von Agoudal übernachten wir auf gut 2400 m über Mee in einem grossen, breiten Oued. Einige Hirtenjungs bewundern unsere Fahrzeuge samt Ausrüstung (!) und wundern sich vermutlich, was wir da alles von daheim mitschleppen. Der Abend verläuft trotz etwas Regen und eisiger Kälte ganz angenehm und wir haben viel zu Lachen. Schuld daran sind E. und A.
Am Morgen hat es eine dünne Eisschicht auf der Wetterschutzblache. Trotzdem können wir draussen frühstücken, denn die aufgehende Sonne hat eine unglaublich wärmende Kraft.
Die Weiterfahrt führt durch einfache aber weiterhin wunderschöne Landschaft. Die Berge und Dörfer strahlen eine einzigartige Einfachheit aus, die uns völlig fasziniert. Auch die Farben Ton in Ton sind angenehm und begeistern uns. Die hohen, schlanken Bäume mit ihrem herbstfarbenen Kleid setzen das Tüpfchen auf’s „i“.
Imilchil
Imilchil liegt auf 2160 Metern über Meer. Eine ganz besondere Stimmung liegt über dem „schlafenden“ Städtchen. Ja, man hat das Gefühl, dass hier alle noch ein wenig schlafen. Aber das ist immer so. Hier ticken die Uhren einfach anders. Hier ist Eile fehl am Platz. Alles geschieht gemächlich. Nur keine Hektik, heisst wohl die Devise.
Aber das tut uns Touristen gut. Die Gelassenheit überträgt sich auch auf uns. Und die Luft scheint so klar und rein, weit reicht das Auge über die Landschaft und verliert sich in den Bergen. Zeit zu träumen?
Natürlich darf ein Abstecher zu den wunderschönen, tiefblauen Seen Lac Iseli und Lac Tislit nicht fehlen. Hier gibt es viele schöne Plätzchen, wo man die Nacht verbringen kann. Aber bitte auch hier: die Abfälle wieder mitnehmen!
Cirque de Jaffar – nur für Schwindelfreie!
Die Anfahrt ist harmlos, aber trotzdem schön. Die Strasse führt durch Täler und kleine Dörfchen mit einfachsten Lehmhütten, dann wieder durch teilweise abgeholzte Wälder bis hinauf zum Tizi-n-Ouazane (2654 m). Dann ist fertig mit der Teerstrasse. Teilweise ist die Piste etwas weggeschwemmt, wir kommen aber (noch) ohne Probleme durch.
Dann aber kommt der einer Bergflanke entlang führende Aufstieg. Es ist alles Rutschgebiet. Die bergseitige Fahrspur des schmalen Pistchens ist halb aufgefüllt mit Geröll, das hier dauernd herunterrieselt. Und talseitig geht es tief hinunter. Das schräge Pistchen führt teilweise um Felskanten herum, ab und zu stehen Steinbrocken im Weg. Eine knifflig und nicht ungefährlich Aufgabe steht vor uns. Bei nassem Wetter ist dieser Teil jedoch unpassierbar. Heute ist es aber trocken. Teilweise fahren wir am äussersten Rand, direkt am Abgrund. Und dies erst noch in bedenklicher Schieflage.
Notfalls gibt es eine Variante durch das Tal – im Flussbett. Die Erleichterung ist bei allen spürbar, als wir endlich oben stehen. Unbeschadet.
Bleimine M’fis
Ein Abstecher führt uns auf holperigen Naturpisten zu den Bleiminen M’fis. Die ehemals verlassene „Minenstadt“ mit Mosche wird langsam zurückerobert, d.h. da und dort werden einzelne Häuser wieder bewohnt. Und auch bei den Minen sieht es aus als würde wieder nach Blei geschürft. Wie auch immer. Spannend ist diese Gegend allemal. Auch die Weiterfahrt führt auf einladenden Pisten um den Berg herum und in eine weite Ebene hinaus. Mit bis zu 100 km/h brausen wir auf staubigen Pisten durch die schwarze Landschaft. Wie eine Perlenkette stechen die zwei hellen Fahrspuren aus dem schwarzen, steinigen Grund hervor. Die Fahrzeuge scheinen auf der flimmernden Ebene zu schweben. Nur schwach sind im Hintergrund noch die rötlichen Dünen zu erkennen.
Dann liegt nochmals ein kleines Dünengebiet vor uns, welches wir aber nur Ansatzweise befahren. Tückisch sind die tiefen Löcher. Wir wollen nicht zu lange hier verweilen, denn wir haben noch viele spannende Strecken vor uns.
Von Taouaz bis nach Mhamid
In Taouaz legen wir auch diesmal einen Zwischenstopp ein. Im kleinen Restaurant verkehrt die Schuljugend. Es gibt einen Jöggelikasten (Fussballkasten) und feine Sandwiches.
Die Weiterfahrt führt nicht der Haupt-Piste entlang durch das Wadi Ziz in Richtung Mhamid. Es gibt interessantere Wege. Tricky und spannend ist die Querung des tief eingeschnittenen Hauptwadis. Es ist 3 – 4 Meter tief und 3 – 4 Meter breit, während das gesamte Wadi eine Breite von einigen hundert Metern aufweist und an manchen Stellen gar mehr als einen Kilometer Breite erreicht.
Wir suchen also eine Abfahrt in dieses tiefer liegende Hauptwadi. Die Wände sind an den meisten Stellen senkrecht oder mit undurchdringlichem Buschwerk versehen. Es gelingt uns aber bald eine Einfahrt in das eigentliche Bachbett zu finden. Der Boden trägt gut, obwohl an einigen Stellen Wasser liegt (Achtung, es spritzt) und wir könnten kilometerweit darin weiterfahren. Doch wir wollen auf die andere Seite, was uns an einer flachen, sandigen Stelle (mit etwas Schwung) auch gelingt.
Unsere Fahrt führt nun den schwarzen Felsen entlang, wobei wir uns sehr viel auf sandigem Untergrund und auf kleinen Dünen bewegen. Eine Landschaft die uns ins Schwärmen versetzt. Die Wadidurchfahrt entpuppt sich als spannendes Thema für das abendliche Lagerfeuer.
Am nächsten Tag ändert das Wetter. Graue Wolken verhängen den Himmel. Es regnet leicht. Die Dünen haben eine kräftige, orange Farbe angenommen. Schön zu schauen und gut zu fahren. Da es aber noch nicht lange geregnet hat, ist nur die oberste Schicht nass, welche sich um die Reifen legt. Die Auffahrten werden dadurch etwas erschwert. Trotzdem kommt Stimmung auf, wenn wir die Dünen hochfahren, was nicht immer auf Anhieb gelingt. Leider gibt es davon keine Bilder, da wir diese Szenen gefilmt haben.
Wir weichen von der direkten Route ab und fahren zum Ksar Ou Balou. Eine alte Festung und Speicherburg, welche auf einem Felsen thront und aus Steinen ohne Mörtel erbaut worden ist. Obwohl alles eingestürzt ist, kann man sich gut vorstellen, wie es hier einmal ausgesehen hat, da die Grundrisse noch gut zu erkennen sind. Im Wadi unten steht ein Ziehbrunnen. Hier muss es früher blühende Gärten mit Obst und Gemüse gehabt haben. Oder warum wohl hat man sich hier weit ab von der übrigen Welt angesiedelt?
Wir sind noch lange nicht in Mhamid. Es ist eine lange und sehr schöne Reise durch prächtige Wüstenlandschaft. Ein ganz spezieller Ort ist die Oase Mh. Wir geniessen den Aufenthalt und benützen die freie Zeit (1.) um ein Bierchen zu trinken, (2.) für einen kleinen Kurs über Pneureparatur, (3.) für einen gemütlichen Schwatz, (4.) für eine heisse Dusche, (5.) um nichts zu tun, bis es dann (endlich) (6.) Nachtessen gibt.
Am anderen Morgen wird es dann richtig romantisch: Frühstück bei Kerzenschein. Wie im Märchen. Und das mitten in der Wüste.
Es geht weiter. Heute haben wir wieder herrliches Wetter und wir freuen uns, auf das was kommen wird. Steinige Pisten, weite Ebenen, spannende Dünenaufstiege (an der grossen, roten Sicheldüne), abwechslungsreiche Wüstenlandschaft… Alles, was das Herz begehrt. Es ist traumhaft und immer wieder hält unsere zufriedene und gut gelaunte Karawane an, um die Gegend zu bestaunen und ein Foto zu schiessen. Weiterhin meiden wir die ausgefahrenen Pfade, machen mal einen Umweg da, mal dort. Es gibt aber auch Ziele entlang der Hauptroute, die anzufahren es sich lohnt. Es hat viele schöne Aubergen unterwegs, wo wir gerne mal einkehren. Dann aber entfernen wir uns wieder von der üblichen Route, schweifen aus, fühlen uns frei…
Eine Nacht verbringen wir im Erg Yahoudi in den hellen, kleinen Dünen. Natürlich mit Nachtessen am Lagerfeuer, bei guter Stimmung, in schöner Umgebung.
Am nächsten Morgen gibt’s eine knifflige Fahrt durch die unberührten Dünen. Unvorstellbar spannend zu fahren und atemberaubend schön fürs Auge.
Mhamid
In Mhamid haben wir Gelegenheit noch die notwendigsten Einkäufe zu tätigen. Vom Café aus, wo es feinen Espresso gibt, beobachten wir das bunte Treiben auf der Strasse.
Dann fahren wir los. Unser Ziel ist der Erg Chegaga. Kaum haben wir Mhamid hinter uns gelassen, wird es staubig. In unzähligen Bogen und Kurven (Kürvchen) windet sich die teilweise stark ausgefahrene Piste um die Büsche herum in Richtung Westen. Immer wieder teilt sich die Piste und immer hat man das Gefühl genau die falsche erwischt zu haben. Dann gelangen wir in eine grosse Ebene hinaus und lassen Sand und Staub hinter uns.
Viele Wege führen zum Erg Chegagga. Wir entscheiden uns diesmal für eine südliche Variante. Eine gute Piste zeigt uns den Weg. Doch sie führt stets etwas zu weit südlich. Vermutlich führt sie nach Algerien. Die tief ausgefahrenen und mit feinem Staub gefüllten Spuren dürften von schweren Lastwagen stammen. Eine Schmugglerpiste? Wir entscheiden uns, dieser Piste nicht länger zu folgen und fahren nordwärts quer durch die Landschaft. Bald erreichen wir ein in ein kleines Wadi eingebetetes, kaum benutztes, gutes Pistchen, wo wir rasch vorankommen.
Wir haben Zeit für einen Abstecher zur Oase Sacrée mit der heiligen Quelle. Im Café herrscht Unordnung und das Personal schläft noch – mitten am Nachmittag. Bei der Quelle liegen Abfälle umher. Also weiter.
Unsere Wasservorräte füllen wir kurz vor dem Erg Chegaga bei einem Ziehbrunnen auf.
Dann endlich fahren wir in die Dünen hinein. Anfänglich etwas mühsam, aber es wird immer besser. An einem besonders schönen Ort, inmitten unberührter Dünenlandschaft, stellen wir unsere Motoren ab. J. hat heute Geburtstag und lädt uns alle zum Apéro ein. Es verspricht ein gemütlicher Abend zu werden.
Wir geniessen den langen und farbenprächtigen Abend, das laue Lüftchen, die Stille, den Blick in die weite Dünenlandschaft hinaus, den kitschigen Sonnenuntergang, das knisternde Lagerfeuer, das gemütlich Zusammensein… und A. benützt die Gelegenheit mit seinen Liebsten zu Hause zu telefonieren. Will er sie ein bisschen neidisch machen…?
Wir haben herrlich geschlafen. Die ersten Sonnenstrahlen leuchten uns ins Gesicht. Aufstehen und nichts verpassen! Ein kurzer Spaziergang bringt schnell Leben in die noch steifen Knochen. Herrlich warm sind die ersten Sonnenstahlen und sie verzaubern die ganze Landschaft. Also, den Fotoapparat gezückt und knips, knips, knips… Schöne Motive hat es genügend.
Nach dem genüsslichen Frühstück fahren wir weiter durch die Dünen. Traumhaft zu fahren, obwohl nicht immer ganz so leicht. Aber das gehört dazu und macht die Fahrerei erst richtig spannend. Und wir sind schlussendlich hierhergekommen, um ab und zu die Schaufel zu zücken.
Auf einer angenehm zu fahrenden kleinen Piste, wo Kamele weiden (und geweidet haben), gelangen wir schlussendlich auf den (ausgetrockneten) Lac Iriqui hinaus. Hell schimmernd liegt die riesige Fläche vor uns und spiegelt uns Wasser vor. Kamele und Fahrzeuge in weiter Ferne scheinen tatsächlich im Wasser zu stehen. Alles nur eine Fata Morgana. Hier könnte man Autorennen veranstalten, wir lassen es aber bleiben. Interessant ist der Boden. Hart und doch angenehm um sich hinzulegen. Es fühlt sich an wie getrockneter Lehm und das Muster erinnert an eine Elefantenhaut. Irgendwo mittendrin halten wir an und machen Siesta.
Auf der Weiterfahrt entdecken wir dann noch einige Fossilien, welche mitzunehmen es sich lohnt.
Foum Zguid
Nach nicht endend wollender Holperpiste erreichen wir endlich Foum Zguid. Unsere durchgeschüttelten Knochen brauchen nun etwas Stärkung. Und dafür ist frisch gepresster Orangensanft sicher das geeignete Mittel. Eine Cola tut’s natürlich auch.
Die Nacht verbringen wir in einem Wadi, wo friedlich einige Kamele weiden. Die untergehende Sonne taucht alles um uns herum in goldgelbe Farbe – ideal für einen Apéro oder ein „tête-à-tête“.
Tissint
Natürlich darf ein Abstecher zu den Kaskaden (Wasserfällen) bei Tissint nicht fehlen. Als wir zu den Fahrzeugen zurückkommen, stellen wir fest, dass sich ein Stückchen Holz in die Seitenwand eines unserer Reifen eingebohrt hat. Also raus damit und eine Reparaturwurst hineingesteckt. Die Fahrt kann weiter gehen.
Selbstverständlich sind wieder einige Abstecher in unbekanntere Gefilde geplant. Wir verlassen die Teerstrasse, denn es ist spannender auf der Piste zu fahren und man bekommt viel mehr mit von Land und Leuten.
F. hat festgestellt, dass er dringendst einen Oelwechsel durchführen sollte. Doch so einfach ist es nicht, auf die Schnelle das notwendige Oel aufzutreiben. Nicht alle kleineren Tankstellen führen dies in ihrem Sortiment! Und so gestaltet sich die Suche absolut spannend, als unser ganzer Konvoi plötzlich am Ende eines Dorfes in den engen Gassen wenden muss. Die Leute haben unser Tim mit grossen Augen beobachtet. Vermutlich sind noch nie 7 Fahrzeuge hintereinander in ihr Dorf gefahren. Aber trotzdem hat es Spass gemacht.
Auf unserer Weiterfahrt gibt es noch viel Interessantes zu sehen. Nur das wichtigste sei hier erwähnt.
Fort Ayoun du Draa
Erstaunlich gut erhalten ist das von den Franzosen erbaute Fort Ayoun du Draa. Schon von weitem erblickt man die majestätische Anlage oben auf dem Hügel. Einige Bauten sind ganz gut erhalten und ein paar ältere Leute haben sich hier mit ihren Ziegen eingenistet. Die Ziegen haben jedoch ein Zimmer für sich. Mitten im Gelände spendet eine Quelle reichlich Wasser und speist damit ein grosses Becken. Hier könnte man gut einen blühenden Garten anlegen.
In einem kleineren Wasserbecken tummeln sich Fische und Frösche und gar eine Wasserschildkröte dreht ihre Runden im kühlen Nass. Nur schade, dass am Grund auch einige weggeworfene Batterien (vermutlich aus einer Taschenlampe) befinden!
In der Gegend hier tummeln sich übrigens auch die herzigen Streifenhörnchen.
Tizi-n-Tazazert
Eine nicht endend wollende arge Steinstrasse mit üblen Trittstufen schraubt sich unerbittlich höher und höher bis auf 2308 m üb er Meer. Bei einer überaus netten Familie (auf ca. 2200 müM) trinken wir süssen Tee und kaufen noch einige gelungene Souverniers. Sie freuen sich riesig, dass sie einige wenige Dirham verdinen können.
Bab'n Ali
In Bab'n Ali verbringen wir die Nacht bei einer Auberge. Das hat den Vorteil, dass man dort auf die Toilette kann und eine Dusche ist auch vorhanden. Zudem können wir dort das Nachtessen - eine "Omelette Berber" einnehmen. Das gibt der fleissigen Familie einen kleinen Verdients, auf den sie dringend angewiesen sind. Doch vor dem Nachtessen unternehmen wir noch eine Wanderung dem Flusslauf entlang durch ein Seitental (2 Std.).
Amtoudi
Lohnenswert ist ein Abstecher nach Amtoudi zum „Agadir Id Aissa“. Erstaunlich, wie der hoch oben (100 Meter über dem Dorf) auf einem Felssporn thronende Agadir hat gebaut werden können. Aus Bruchsteinen und ganz ohne Zement und Mörtel wurde die Speicherburg im 12. Jahrhundert erbaut. Es gibt dort oben Wachttürme, drei Brunnen, Bienenbehausungen und eine Moschee.
Wir lassen uns von einem Führer die ganze Einrichtung zeigen und erklären und erfahren dabei viel Interessantes, wie zum Beispiel die Holzleisten, auf denen wichtige Ereignisse der Gemeinde niedergeschrieben sind. Ein Abstecher, der absolut lohnenswert ist. Mit etwas Glück erwischt man ein Zeitfenster, wo sich nicht gerade zu viele Touristen dort aufhalten, welche von überall her mit Bussen hierhingefahren werden.
Tafraoute
Ganz eindrücklich ist die Gegend um Tafraoute, mit den schönen Felsformationen und den gepflegten Häusern. Im Frühjahr blüht es hier in allen Farben und im Herbst zeichnet das gelbe dürre Gras zwischen den dunklen Felsen die Landschaft weich und verleiht ihr einen Touch der Sahelzone weiter im Süden von Afrika.
Die bemalten Felsen sind Geschmacksache und ob das Kunst ist, kann man sich fragen. Und trotzdem haben wir Interesse, um uns dort aufzuhalten. Man muss sich zuerst ein wenige daran gewöhnen, bis man Freude an den bunten Farben hat. Wir schleichen also auch um die farbigen Steine herum und entdecken doch da und dort ein Sujet, das es verdient abgelichtet zu werden. Schlussendlich also doch eine spannende Sache, vor allem auch deshalb, weil sie ja auf diesen Ort hier beschränkt ist. Und der Ort eignet sich eigentlich ganz gut dafür.
Und im Dorf lässt sich übrigens gut einkaufen und es hat eine feine Konditorei und nebenan gibt es schmackhaften Espresso.
Atlantik
Wer denkt da schon an Wadis und Dünen! Zum Abschluss wollen wir einerseits am wilden Atlantik etwas Meeresluft schnuppern und zum andern nochmals etwas Dünenfeeling geniessen.
In einem tief in den Sand eingeschnittenen Oued fahren wir in Richtung Westen. Weit zieht der Sand mal links, mal rechts bis ins Oued hinunter, dann wieder sind es unpassierbare steile Flanken. Ab und zu tritt das Wasser, das hier nur noch unterirdisch fliesst – wenn überhaupt, an die Oberfläche. Aber der Untergrund ist hart und trägt gut. Wir schlängeln uns in vielen Windungen dem Meer entgegen. Es ist spannen zu fahren und schön zu schauen. Dann öffnet sich die Mündung und wir sehen auf den Ozean hinaus. Riesige Wellen brechen sich schon weit draussen. Obwohl eigentlich gar kein Wind herrscht, hat man beim Anblick dieser Wellen den Eindruck dass es stürmt. Einfach gewaltig.
Wir fahren so nah es geht an das Wasser heran. Der Sand trägt gut – aber ein bisschen mulmig ist es schon im Bauch. Die Stimmung mit der Gischt in der Luft und der tief stehenden Sonne ist einmalig. Je tiefer die Sonne sinkt, umso schöner wird die Stimmung.
Dann fahren wir in die Dünen hinein. Weisse unberührte Dünen soweit das Auge reicht. Das Fahren ist da etwas anders als in den Dünen der Sahara. Wir gewöhnen uns aber rasch daran.
Dann heisst es wieder relaxen, geniessen, genüsslich zusammensitzen bis es heisst: Das Nachtessen ist fertig. Also rasch zu Tisch bevor es dunkel wird.
Am Morgen sind die Fahrzeuge und auch der Sand völlig durchnässt. Über dem Wasser liegen Nebelschwaden. Doch die aufgehende Sonne putzt alles weg. Wir fahren ans Meer runter und bis heran ans Wasser. Der Sand trägt. Dann setzt sich unsere Karawane in Bewegung. M. fährt voraus, denn als Holländer ist er sich gewohnt am Meer zu fahren. Wir fahren ganze 25 Kilometer auf dem Strand und immer hart an der Wasserlinie. Ein einmaliges Erlebnis. Mal werden die Nebelschwaden dicker, mal sind sie wieder völlig weg. Wasservögel schwingen sich vor uns in die Luft um sich sogleich wieder hinter unserem Konvoi hinzusetzen.
Bevor wir ans Ende des unendlich langen Strandes gelangen nehmen wir ein Bad. Das Wasser ist angenehm in der Temperatur und es macht Spass gegen die Wellen zu springen. Wir staunen über den starken Sog, den das ins Meer zurückfliessende Wasser hat und mit welcher Kraft es versucht, uns in die Weiten des Meeres herauszuziehen. Dies hält die meisten von uns ab, tiefer als bis zum Bauchnabel ins Wasser zu gehen. Aber Spass macht es auch so. Die Westküste Marokkos ist wirklich ein Abstecher wert. Auch für angefressene Wüstenfüchse.
Tizi-n-Test
Die Fahrt über den 2100 Meter hohen Pass ist sehr schön und bietet an vielen Stellen wunderschöne Aussicht. Auch die Weiterfahrt ist geprägt von sich stets verändernder, schöner und lieblicher Landschaft. Es haut einem nicht aus den Socken, diese Route stellt aber eine schöne Variante dar um nach Norden respektive Süden zu gelangen. Langeweile kommt auf der kurvenreichen Strecke jedenfalls nicht auf.
Der Weg nach Fes (Wenn man sich nicht an die kürzeste Strecke hält, kann es auch mal in die Hose gehen)
Wir haben noch nicht genug Offroad gekriegt (die einen sind einfach unersättlich) und so suchen wir uns einen Nachtplatz in den Bergen. Nichts Böses ahnend. Das kleine Erdpistchen ist verlockend und wir fahren hinauf bis an dessen Ende. Dort gefällt es uns und wir entschliessen uns, die Nacht hier oben zu verbringen. Wir beginnen also Feuer zu machen und zu kochen. Langsam dunkelt es ein. Wir haben die Uebersicht (Fes by night), was unter uns läuft. Und es kann uns nicht entgehen. Wir beobachten, wie sich ein Personenwagen die unwegsame Piste zu uns hochquält. Als es nicht mehr weitergeht, steigen 4 Männer aus dem Fahrzeug. Sie kraxeln mühsam zu Fuss zu uns hoch. Es ist der Bürgermeister samt Verstärkung. Die Begrüssung ist nett und ebenso nett werden wir gefragt, was wir da oben machen. Ganz nett geben wir Auskunft, was wir da oben zu gedenken pflegen. Es könnte gefährlich sein da oben, meint der Bürgermeister mit besorgter Stimme und seine Verstärkung pflichtet ihm mit entsprechender Mimik bei. Doch diese Sorgen können wir ihm ausreden. Und dann fallen er und seine Verstärkung auf unsere Bestechung herein: Tee und Guetzli (Gebäck und andere Süssigkeiten) bieten wir ihnen an. Sie langen zu und da wir bald einmal Anstalten treffen, nun essen zu wollen, verabschieden sie sich freundlich (mit vollen Backen) und ziehen von dannen, nicht ohne uns einen schönen Abend und eine gute Nacht zu wünschen. Der nette Kurzbesuch hat uns gefreut (und wir fühlen uns gut behütet).
Als wir am nächsten Morgen aufwachen, braut sich am Himmel ein Gewitter zusammen und heftiger Wind kommt auf. E. hat die grösste Mühe aus seinem Zelt zu kommen und es zusammenzulegen. Es sieht lustig aus für uns, denn schliesslich liegen wir noch im Auto. Doch dann müssen wir handeln. Die ersten Tropfen fallen und wir befürchten, dass sich das Erdpistchen in eine glitschige Rutschbahn verwandeln könnte. Und so sei es. Auf halbem Weg hinunter beginnt es wie aus Kübeln zu regnen, dazu heftiger Wind. Die Reifen sind augenblicklich zugeschmiert, der Seitenhalt ist weg. Ja, und seitlich fällt es teilweise steil hinab oder dann befindet sich dort ein aufgeweichter Acker mit tiefen Furchen. Wir haben die grösste Mühe und kämpfen uns zentimeterweise voran. Nur nicht seitlich abrutschen. Wir nehmen alle Sandbleche, Steine, Äste, Gras etc. zu Hilfe. Und plötzlich steht da ein Herr, einer vom Vorabend aus der Verstärkung des Bürgermeisters. Er ist in hohen Stiefeln gekommen, mit Regenschutz, in der Hand eine praktische Harke. Gekonnt entfernt er die aufgeweichte, glitschige Ober-Schicht, legt Steine und Buschwerk in die Fahrspur und schiebt und macht und tut. Eine wahre Freude. Unterdessen sind wir total durchnässt und aufgeweicht bis auf die Unterhose. Es ist zum Schreien, obwohl wir zittern vor Kälte im stürmischen Wind. Die Schuhe sind tonnenschwer, da die klebrige Ware nicht abzuschütteln ist. Auch zu Fuss finden wir kaum Halt und rutschen auf der glitschigen Unterlage herum. Vor lauter Elend müssen wir laut heraus lachen bis uns die Backen schmerzen. Doch schlussendlich haben es alle geschafft ohne Schaden bis zur Teerstrasse hinunter. Nun nichts wie los und in die Reinigung bei der nächsten Tankstelle. Und für uns einen starken Kaffee. Wir bleiben an der Wärme, bis unsere Knochen wieder Betriebstemperatur haben. Eine WC-Putzfrau hilft uns beim Waschen unserer Klamotten und freut sich riesig über den kleinen Zustupf.
Fes
Fes ist die älteste der vier Königsstädte und eine der interessantesten Städte Marokkos. Die Medina steht auf der Unesco-Weltkulturerbenliste.
Unsere Fahrzeuge stellen wir auf dem verlotterten Campingplatz ab und fahren getrennt mit dem Taxi bis vor die Medina, wo wir uns zuerst in einem Restaurant stärken. Dann angeln wir uns einen ausgewiesenen Führer, der uns (weitgehend) nach unseren Wünschen durch die Medina führt. Die engen Gassen sind gesäumt von unzähligen Laden, da und dort befindet sich ein Handwerker. Uns interessiert das Gerberviertel, weil es dort so deftig stinkt. Pfuiteufel. Unterwegs durchqueren wir Teppichläden, Gewürzläden und was es sonst noch alles so gibt. Ab und zu haben wir das Gefühl, hier schon einmal vorbeigekommen zu sein, was vermutlich nur eine optische Täuschung ist…
Endlich wird es Abend und wir müssen Aufbrechen bevor wir zusammenbrechen. Ein kleines Suzuki-Taxi saust dann bei wolkenbruchartigen Regenschauern durch den quirligen Feierabendverkehr und wir haben eine Riesengaudi hinten drin, wo man uns wie Schafe eingepfercht hat. Gottseidank haben wir diese Fahrt heil überlebt und so machen uns sofort daran, das Nachtessen zuzubereiten. Zuerst spannen wir jedoch eine Plane zum Auto von M.+J. und schlussendlich verbringen wir noch einen sauglatten Abend zusammen, während der Regen auf das Autodach trommelt.
Souk
Die Souks und Medinas sind in Marokko nicht viel anders als in Tunesien, Libyen oder Algerien. Und das Angebot ist immer etwa dasselbe. Was hier anders ist, das sind die Häuser und Gassen. Die Händler sind stets für ein Spässchen zu haben und die angebotene Ware ist im Preis immer völlig überrissen. Ohne zu feilschen sollte man gar nichts kaufen. Handel macht Spass – so tönt es auch hier! Diesen Spass können wir jedoch nicht nachvollziehen.
Volubilis
Auch den römischen Ruinen von Volubilis statten wir einen Kurzbesuch ab, obwohl es auch heute noch leicht regnet. Trotzdem sind die Mosaike wunderschön.
Mosquee de Tinmel
Die festungsartige Moschee erreicht man von der Hauptstrasse aus über eine kleine Brücke, die über das Oued N’Fiss führt. Die Moschee wurde 1154 erbaut und bereits 1276 zerstört. Seit 1993 wird sie von Stuttgarter Architekten renoviert. Sehr interessant und es gibt einige nette Fotomotive. Mit unserem bescheidenen Eintrittsgeld helfen wir mit, die Renovation zu finanzieren.
Atlantik zum Zweiten
Und immer wieder zieht es uns an den Atlantik. Er tobt und stiebt und wirft mit Wasser um sich. Wir wagen uns bis an Wasser vor und springen zurück, wenn eine krasse Welle über den ganzen Strand hereinbricht. Ein amüsantes Spiel und Schauspiel zugleich.
Weiter nördlich können wir ein gestrandetes Schiffswrack aus der Nähe bestaunen. Die äussere Haut ist vom Salzwasser zerfressen und bald wird der Kahn auseinanderbrechen.
Noch weiter im Norden bestaunen wir die Herkules-Grotte, welche das Wasser in den Fels gefressen hat und wo früher Mühle-Steine herausgebrochen worden sind. Händler versuchen Souveniers an den Mann zu bringen. Man spricht deutsch.
Glücklicherweise ist das Wetter wieder besser und vom Leuchtturm aus können wir bereits Europa erblicken. Nun ist die schöne Zeit in Freiheit und Abenteuer vorbei und wir blicken mit einem Auge wehmütig auf unsere Abenteuer-Tour zurück. Es war eine schöne Tour mit aufgestellten Teilnehmern, welche uns in diesen vier Wochen ans Herz gewachsen sind. Wir gehen als Freunde auseinander und sind sicher, dass wir uns wiedersehen werden.
Das andere Auge freut sich bereits auf daheim. Es ist immer schön zu gehen, aber auch immer wieder schön nach Hause zu kommen. Wir sind glücklich, dass nichts passiert ist und wir freuen uns schon wieder auf die nächste Tour.
Abschiedsessen
Wie üblich rundet ein gemeinsames Nachtessen unsere Tour ab. Auch wenn es nicht so feudal gewesen ist wie sonst, so haben wir doch das gemeinsamen Abend genossen. Und dank dem innovativen Gastwirt, der seinen Burschen zum Weinkauf losgeschickt hat, mussten wir auch nicht verdursten.
Die Ueberfahrt mit der Fähre und die anschliessende Rückfahrt nach Hause verliefen, wie die ganze Reise auch, angenehm und problemlos.
Euer sahara-team